LYRIK
wolkenlos dein Lächeln eine Laune des Augenblicks helle Laternen deine Augen sie leuchten mich aus ein Fluss meines Grundstroms deine Sehnsucht
Wind weicher warmer Freund wehst durch meine Verirrungen ohne zu richten wehst durch meine Begehren ohne Geständnisse zu fordern
in den Schichten unserer Tiefe nächtigt das Geheimnis der Erkenntnis verschließt sich in seinem Innersten atmet durch Kiemen erst wenn wir ihm durch die Mühe einer Ordnung die Früchte unserer Arbeit reichen fiebert es uns freudig entgegen flattert es uns ums Herz
im Dämmerdunkel zwischen Abend und Nacht steigt uns das Grübeln um Gott in die Kehle kreisen Fledermäuse übers wellige Haar flattern über dem welligen See und uns verbindet das feinlauschend geöffnete Ohr
Wind du Kömödiantenkind kühl mir die angstverschwitzte Stirn reiß mir die Fragen aus dem Kopf damit es still wird
das Chaos unserer Schatten weinen lassen uns halten in den Gerüsten zwischen Himmel und Erde innehalten inmitten der Fundamente zwischen Geschöpflichem und Unsichtbarem innehalten bis es uns trägt
Ich habe das Leben gefunden als ich Abschied nahm damals als zersprang was mich umfing ich habe die Worte gefunden um Gottes Namen zu preisen sodass die Küsse munden die der Nachtwind verschenkt der Nachtwind er säuselt dem Beifuß Geschichten ins Grau der Nachtwind immer nach der blauen Blume suchend er lächelt zu mir herüber ich habe die Liebe gefunden als ich Abschied nahm als zersprang was mich umfing
genommen von Erde bin ich und Erde werde ich gebäre Leben aus dem Geist erwecke ein Bildnis ich bin das Wasser im Fluss die Esche im Hain das Spiel des Windes am Rande der Stadt der Vogelflug über dem Schilf und werde Erde
unsere Silben nach Maß geschnittene Laken Ammentüchern gleich unsere Vertrautheit windiges Geflüster fernab der Gegensätze unsere Träume Fangschiffe der Sehnsucht
Klanggeburten verlebendigen den in uns versteinerten Raum drängen ein durchkreischen die versponnenen Weben unserer Unbestimmtheit da öffnen sich die müde gewordenen Augen da installieren sich Sirenen am Lebensplan Kräfte züngeln wie Flammen königsblau schwefelgelb erhellen unser Gemüt und ich höre eine Stimme sagen steh auf
in den Schlünden der Zeit schäumt Bewegung Geburt und Tod Kreuzigung und Auferstehung Regen fällt und auf versteppten Boden abgelegten Glaubens keimt Pfingstsaat
die Geschichte Jesu hochbetagt trommelt taumelt pocht baut Nester ins Herz entflattert totem Acker bewandert den Erdkreis
PUBLIKATIONEN
Schöpfungslyrik
Viriditas – so ist eines der neuen Gedichte von Petra Arndt überschrieben. Viriditas, die Grünkraft, die Hildegard von Bingen überall in der Schöpfung entdeckt hat.
Gewidmet ist das Gedicht Alfred Sisley, „dem schüchternsten und sanftesten der Impressionisten“ (Vincent van Gogh). Und auf diese subtile Weise sind schon wesentliche Charakteristika von Petra Arndts künstlerischem Schaffen – und auch ihrer selbst – genannt.
Petra Arndt lebt in einem schöpferischen Dialog – und dies vorzugsweise in der Stille, die im Atelier vielleicht noch ausgefüllt ist mit Präludien und Fugen von Schostakowitsch. Ihr intimer Dialog mit dem natürlichen Material – Ton, Holz, Stein – führt zu plastischen Arbeiten, die in aller Regel figürlich sind; mit ihren Worten findet sie Ausdruck – besser Eindruck, Impression dieser Spannkraft in aller belebten Schöpfung; und in der Malerei wird schließlich dieser mystische Dialog, die Spannung zwischen Vergänglichem und Ewigem, in jedem Ausdruck, in jedem Bild deutlich. Dadurch
entstehen auch zwischen den unterschiedlichen Werken, die in diesem Band gezeigt werden, Bezüge, die sich dem Leser und Betrachter offenbaren wollen.
Stille und zugleich kraftvolle Silben
Wortfragmente und Metaphern aus der Begegnung mit Gott und der Natur. Petra Arndt verweist in ihrer Lyrik auf eine neue Wirklichkeit des Seins und des Menschseins. Am Anfang war das Wort, am Beginn der Zeit stehen Worte. Vielleicht hört man die unzähligen Stimmen der Vögel, wie Franz von Assisi und vernimmt das Rauschen der Bäche und das Flüstern der Bäume. Jene Stimmen der Natur nimmt die Lyrikerin in ihrem Werk auf.
Daraus entsteht der Zauber ihrer Lyrik. Nicht im jambischen Gleichklang der Verse, sondern in der freien Lyrik. Sie sucht nicht nach Satzzeichen, sondern einzig der Gedanke gibt den Worten die Struktur.
Sie spricht von: Einkehr, Durchgang, Metanoia oder von den Blüten der Zeit. Sie verwendet Worte, die uns in der christlichen Tradition oder der Naturlyrik begegnen. Ihre Worte sind nicht nur gesprochene Worte, man kann sich in sie hineinfühlen, erlebt andere Sphären.
Man trifft auf Unerwartetes, lässt sich ein auf das zarte Miteinander der Silben und findet zur Bedeutung. Petra Arndt findet mit ihren Worten das Menschsein, definiert es neu auf der Suche nach der Stille oder nach innerer Einkehr.
Diana Trojca M.A. Kunsthistorikerin